Essay Sasha Grechina Essay Sasha Grechina

VOM WARTEN

Das Warten in Deutschland hat eine besondere Stille. Sie ist nicht ungeduldig oder aufgeregt, nicht aufgeladen mit der rastlosen Energie, die ich aus meiner Kindheit anderswo kenne, wo Zeit stets etwas ist, das man schlagen muss. Sie ist bedächtig. Geübt. Fast ehrfürchtig. Als wäre das Warten selbst eine Disziplin - eine Art stille Zivilreligion, die in Postämtern, Bahnhöfen, Bürgerämtern und Bäckereien gepflegt wird. Wo ein kleiner Zettel in der Hand bestätigt: Du bist registriert. Du bist erfasst. Du bist Nummer 518. Die Anzeige blinkt. Man bedient gerade 489.

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